Winterwölfe: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Winterwölfe: Roman' von Dan Jones
4.5
4.5 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Winterwölfe: Roman"

Ende August 1346: Die große Schlacht bei Crécy ist geschlagen. Die erschöpften Essex Dogs wollen nach Hause, doch der englische König hat anders entschieden: Noch weiter im Norden liegt die reiche Hafenstadt Calais. Während der winterlichen Belagerung werden die Söldner zu einsamen Wölfen... Im zweiten Teil seiner Essex-Dogs-Trilogie lässt Dan Jones seine Leser ganz tief eintauchen in ein dunkles Mittelalter, in dem die zarten Flammen an Menschlichkeit, Sehnsucht und Liebe nur umso heller leuchten. Mit französischem Terrain sind die englischen Söldner mittlerweile vertraut. Aber eine monatelange Belagerung einer Stadt und ihrer Bewohner – das ist auch für Männer, die schon alles gesehen haben, eine brutale Erfahrung. Wofür und gegen wen kämpfen sie hier? Im zweiten Teil seiner Essex-Dogs-Trilogie versteht es Dan Jones meisterhaft, seine Leser mit filmreifen Szenenwechseln in Atem zu halten. Die Dogs geraten in den Bann einer flämischen Söldnerin, die sich aufs Geschäft mit der Liebe versteht. Die junge Squelette ist auf Rache an den Engländern aus – und trägt das Messer, das ihr Loveday einst geschenkt hatte, immer bei sich. Romford will sich nach England absetzen, wird von Piraten in das belagerte Calais geschleust und flieht kurz vor der Kapitulation der Stadt mit einem geheimisvollen Dokument. Hinter alledem ist ein finsteres Grollen zu vernehmen. Für die Dogs bahnt sich eine Katastrophe an. Ihre Welt wird sich für immer verändern.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:428
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406822056

Rezensionen zu "Winterwölfe: Roman"

  1. Es geht weiter mit den Essex Dogs

    Essex Dogs war einer meiner letzten Überraschungshits, konnte mich der Historiker Dan Jones doch mit seinem Romandebut komplett überzeugen. Nun legt er mit Winterwölfe nach und erzählt damit den zweiten Teil in seiner Essex Dogs-Trilogie, die den Hunderjährigen Krieg zum Thema hat.

    Im Fokus steht erneut die Söldnertruppe der Essex Dogs rund um deren Anführer Loveday, die alle gezeichnet sind von den Strapazen seit ihrer Anlandung in Frankreich, dargestellt im Auftaktroman. Winterwölfe knüpft dabei relativ nahtlos an die dortige Handlung an und erzählt die Geschichte der Dogs weiter, die in abwechselnder Perspektive eindrücklich von ihren Erlebnissen im Krieg erzählen.

    Und genau das macht diesen Roman wie auch bereits Essex Dogs so besonders. Durch die Feder des Autors fließen wahnsinnig gut recherchierte historische Hintergründe in die Handlung ein und werden ergänzt durch die vielfältig ausgestalteten Protagonisten. Die Historie bildet den Rahmen für eine komplexe und spannende Handlung, bei der man als Leser auch allzu oft ins Reflektieren kommt über seine eigenen moralischen Grenzen. An mancher Stelle kommt man etwas aus dem Tritt aufgrund der häufigen Szene- und Perspektivwechsel, das fängt sich dann aber schnell wieder.

    Ein fesselndes Buch, dass ungeschönt und in all seinen Details die Gräuel des Kriegsalltags für die Beteiligten beleuchtet und dabei dennoch die Leserschaft mit den Essex Dogs mitfiebern lässt. Auf jeden Fall lesenswert!

  1. Belagerungskrieg

    Vom ersten Band um die Essex-Dogs war ich unheimlich begeistert und habe mich sehr gefreut, dass es relativ schnell Nachschub geben wird. Und mir hat auch dieses Buch wirklich gut gefallen. Der Schwerpunkt ist ein anderer, als im ersten Band. Es gibt weniger rasante Action und Schlachten, ist aber nicht weniger spannend und durchaus auch brutal. Aber auf eine andere Art und Weise.
    Der Fokus liegt auf der Belagerung von Calais. Dementsprechend geht es nicht immer rasant zu. Der Aufbau einer Belagerungsstadt nimmt viel Raum ein, ebenso zu Situation im Lager und viele Geplänkel unter den Befehlshabenden. Das ist im ersten Moment schon etwas zäh, weil man das Gefühl hat, es geht mit der Handlung so gar nicht voran. Erst im späteren Verlauf wird klar, dass noch andere Interessen im Spiel sind. Das lässt diesen erst so langweilig anmutenden Teil in anderem Licht erscheinen.
    Trotz all des Taktierens ist es aber immer noch die Belagerung und das Aushungern einer Stadt. Einige beschriebenen Szenen beim Umgang mit den Einwohnern Calais' sind nicht unbedingt geeignet für zart besaitete Leser. Sie Szenen waren (zum Glück!) kurz, aber dennoch zeigen sie, was Menschen bereit sind anderen Menschen anzutun.

    Das heißt jetzt aber nicht, dass es bei den Essex Dogs jetzt geruhsam zugeht. Im Gegenteil. Die Truppe muss sich weiterhin den Schicksalsschlägen des Krieges stellen und kommen auch persönlich immer mehr an ihre Grenzen. Mir sind diese raubeinigen Männer schon auch ein wenig ans Herz gewachsen und ihre Sorgen und Ängste haben mich sehr berührt.
    Ich bin jetzt sehr gespannt auf den letzten Band und ob es die verbleibenden Dogs aus dem Krieg nach Hause schaffen.

  1. Das Mittelalter rund um Edward III. wird lebendig erzählt.

    Das Cover zeigt einen Löwen aus dem königlich-englischen Wappen Edwards III. aus dem Hause Anjou-Plantagenêt, der französischstämmigen Herrschaftsdynastie – ein passendes Symbol zum Buchinhalt. In diesem zweiten Band der Essex Dogs Trilogie geht es nach dem englischen Sieg bei Crècy gegen die Franzosen im hundertjährigen Krieg um die elfmonatige Belagerung von Calais 1346/47. Bisher ohne Bezahlung und trotz des Verlustes zweier Söldnermitglieder ihrer Truppe harren sie aus in Villeneuve. Lebendig beschrieben wird der abenteuerliche Belagerungszustand sowohl für die englische Seite als auch für die Zivilbevölkerung der reichen Hafenstadt Calais und der dörflichen Umgebung. Verwoben mit historischen Fakten geht es um Abenteuer verschiedenster Charakterfiguren wie z.B. den jungen Bogenschützen Romford, der flämischen Söldnerin Hircent oder den Piraten Marant. Der rätselhafte Captain verbindet als Krüppel das Geschäftliche mit diesem Krieg, allein auf sein Überleben konzentriert, während die tiefe Freundschaft der verbliebenen Essex Dogs den rauen, brutalen Kriegszustand besser ertragen hilft. Die extremen Marotten und unmenschlichen Eigenheiten der im Kriegsgeschehen involvierten Adeligen sind ebenso lebhaft herausgestellt in vielen Details. Insgesamt ein lehrreiches und dennoch spannendes Buch.

  1. Geschichtsunterricht in Blockbusterqualität

    Das Buch "Winterwölfe" knüpft dort an, wo "Essex Dogs" endet.
    Es ist Winter und die Stadt Calais wird belagert. Mit viel Liebe zum Detail lässt der Autor die Essex Dogs neue Abenteuer erleben, indem er die ganze Geschichte mit wahren historischen Ereignissen verknüpft, um dann die andere Seite des damaligen Lebens zu beleuchten. Die Seite der Armen, des normalen Lebens in dieser Zeit. Mir ist es beim Lesen oft kalt den Rücken hinunter gelaufen angesichts der Zustände, die damals herrschten, aber das ist das große Talent von Dan Jones: Er beschreibt so mitreißend und detailreich, dass man wie in einer Zeitkapsel genau in diese Zeit fliegt und als Leser alles hautnah miterlebt. Oft sind die Protagonisten blutrünstig oder wie Squelette von Rache getrieben, manche haben Suchtprobleme und viele, viele Nebenprotagonisten sind einfach arm dran. Opfer eines Krieges, in dem sie nichts gewinnen, sondern nur verlieren können.
    Manchmal verliert man sich ein wenig in der Vielfalt der Handlungsstränge und der vielen Protagonisten, aber jede Nebenhandlung ergibt einen Sinn, vertieft den Einblick in die damalige Zeit und schafft einen rundum gelungenen historischen Roman.
    Und obwohl mir die Zeit, in der das Buch spielt, völlig fremd ist, sind mir die Essex Dogs sehr ans Herz gewachsen. Man trauert mit den Toten und freut sich über die Erfolge. Das liegt auch an der etwas befremdlichen, aber wunderbaren Charakterisierung aller Protagonisten. So lebte man damals, so waren die Menschen wirklich, so mussten sie durchhalten. Und das macht der Autor so wunderbar. Er schreibt dem Leser diese Zeit und all seine Figuren mit dieser Reihe direkt ins Herz.